Die Kneipentheke ist bekanntlich die größte Wissensbörse im Ort. Dort werden beim Bierchen Neuigkeiten ausgetauscht, direkt an der Basis von Gast zu Gast. Als Wissensbörse und Nachrichtenkurier für die Bürger von Horn-Bad Meinberg versteht sich auch der Stadt-Anzeiger. Er überbringt allmonatlich Nachrichten von Bürgern für Bürger frei Haus. Und die liefern nicht nur die „langjährigen Mitarbeiter“ des Stadt-Anzeigers Karl und Heinrich mit ihrer Kolumne „Gespräch an der Theke“. Hier wird – wie an der richtigen Kneipentheke auch – nicht immer ein Blatt vor den Mund genommen, denn hier darf kommentiert werden – mal zur Freude des einen, mal zum Ärger des anderen. Geistiger Vater des „Gesprächs an der Theke“ ist Wilfried Hütte. Er hat Karl und Heinrich, wie man so schön in Journalistendeutsch sagt, ins Blatt gehoben. Erstmals in der Ausgabe Nr. 24 am 3. Juli 1975. Die beiden sind zu einem festen Bestandteil des Stadt-Anzeigers geworden und nicht mehr wegzudenken. Sie sind ein Markenzeichen des Blattes geworden.
1960: der erste „Stadtbote“
Die Anfänge des Stadt-Anzeigers liegen bereits im Jahr 1973. Doch eine Anzeigenzeitung gab es schon Jahre zuvor. Seit 1960 erschien der Stadtbote. In den 70er Jahren wurde beschlossen, die Publikation jeden Monat abwechselnd bei Hütte-Druck und Fricke-Druck erscheinen zu lassen. Nachdem es aber Probleme bei der Organisation und der Finanzierung des Stadtboten gegeben hatte, ergriff Wilfried Hütte 1973 die Initiative und übernahm das Risiko für eine eigene Zeitung für Horn-Bad Meinberg, den Stadt-Anzeiger. Das war ein Alleingang.
Ostern 1973 erschien die erste Ausgabe
Der Druckermeister wurde von heute auf morgen zum Blattmacher und machte das Lokale zur Chefsache. „Die Linie des Anzeigers wurde festgelegt. Hier konnte dann auch keiner mehr reinreden“, sagte einmal der Herausgeber. Es sei schwere Überzeugungsarbeit nötig gewesen, den verunsicherten Geschäftsleuten das Konzept vorzustellen. Die Gewerbetreibenden und ihre Anzeigen waren wichtig, denn das Monatsblatt wurde von Anfang an kostenlos an alle Haushalte verteilt werden. Aber vom Produkt überzeugt wurde mit echter lippischer Kraftanstrengung an der Markteinführung gearbeitet: am 13. April 1973, genau zu Ostern, erschien die erste Ausgabe des Stadt-Anzeigers in einer Auflage von 7.000 Exemplaren für die Großgemeinde Horn-Bad Meinberg und Umgebung.
Heimatzeitung mit Anspruch
Und der Stadt-Anzeiger stellte sich seinen Lesern auf der Titelseite vor. Sein journalistischer Anspruch lautet damals wie heute: unabhängig, überparteilich, nur dem Gemeinwohl verpflichtet. In eigener Sache hieß es weiter: „Eine neue Zeitung für die Großgemeinde Horn-Bad Meinberg: Stadt-Anzeiger mit der aktuellen Berichterstattung aus den Bereichen Lokales – Sport – Unterhaltung – Mode – Reisen – Ferien – Touristik – Für unsere Jugend – Technik und Forschung – Land und Garten – Interessantes aus aller Welt, in verschiedentlichem Wechsel. Dazu die Angebote der heimischen Wirtschaft und des Handels mit Stellenmarkt und Gelegenheitsanzeigen.“
Aufgabe war es fortan, den Rahmen für die Werbeanzeigen, die selbstverständlich jeden Monat auf neue akquiriert werden müssen, inhaltlich attraktiv zu gestalten. Berichte über lokale Ereignisse bilden vorrangig den Rahmen für das Werbemedium der heimischen Wirtschaft, das die Zielgruppen der Inserenten anspricht. Werbung wird aber nur geschaltet, wenn die Auftraggeber davon überzeugt sind, daß die Zeitung auch gelesen wird. Der Stadt-Anzeiger hat sich dieser Aufgabe gestellt und auch die Leser überzeugt. Heute liegt die Auflage bei 15.400 Exemplaren.
Wirkungsvolle Werbung im Stadt-Anzeiger
Die Wirtschaft nutzt die Möglichkeit, mit Inseraten den Verbraucher vor Ort direkt und immer wieder neu anzusprechen. Im heimatlichen Umfeld haben die Anzeigen eine dominierende Breitenwirkung. Diese Erkenntnis dem Geschäftsinhaber zu vermitteln, ist die Aufgabe eines Anzeigenberaters.
Nach Norbert Kreuzer, der die Beratung jahrzehntelang prägte, hat Harald Hütte diese verantwortungsvolle Aufgabe übernommen.
Aller Anfang ist schwer!
Die Anfänge für den Stadt-Anzeiger und seine Macher waren keineswegs einfach. Wilfried Hütte, dem als gelernter Druckermeister eigentlich nur die technische Seite der Produktion vertraut war, übernahm dann auch noch die gesamte redaktionelle Arbeit. Texte mußten geschrieben, Fotos gemacht, aktuelle Informationen eingeholt werden. Nach einem Arbeitstag in der Druckerei verfolgte er abends die Stadtratssitzungen, um als absolutes „Greenhorn“ über lokale Ereignisse zu berichten. Das Produkt „Zeitung“ wurde im Laufe der Jahre immer professioneller. Redakteure und freie Mitarbeiter kamen hinzu. Mit ihnen wurde auch der Umfang der lokalen Berichterstattung gesteigert. Der erste Redakteur des Stadt-Anzeigers war Wolfram Lindenberg. Heute sitzt auf seinem Stuhl Karl-Heinz Niederkrüger, der – wie seine Vorgänger – sich auch intensiv um die Ratsberichterstattung kümmert. Die Redaktion wird noch durch Volontärin Susanne Stork verstärkt. Und einen wichtigen Part übernehmen auch die vier freien Mitarbeiter, die aus den verschiedenen Stadtteilen und über die unterschiedlichsten Ereignisse berichten. Gala Block widmet sich dem Bereich Kultur, Siegfried Hoffmann informiert über den Sport, Friedrich Bierwirth kümmert sich um die Berichterstattung aus dem Stadtteil Horn und Stefan Stolze um die aus dem Stadtteil Bad Meinberg.
Neugründungen
Es folgten Neugründungen mit dem Steinheimer Blickpunkt (1978), dem Höxter-Kurier (1980), dem Bad Driburger Kurier (1994) und dem Detmolder Kurier (2004).
Die Leitung des Verlages liegt seit 1995 in den Händen von Manfred Hütte. Der zweite Sohn des Firmengründers hatte schon als Jugendlicher ein Faible für Sprache und Gestaltung. Mit 15 Jahren schrieb er schon eigene Berichte. Sein erster Artikel handelte von einer Feuerwehrübung bei den Hochhäusern auf der Moorlage in Horn. Logisch, daß die Firma und ihre Belange das Leben der Familie Hütte bestimmte. Die Nachfolge wurde über Jahre hinweg eingeleitet und Manfred Hütte konnte sich damit identifizieren. Nach seiner Ausbildung zum Druckvorlagenhersteller studierte er Marketing und Kommunikation in Düsseldorf. Über viele Jahre arbeitete er als freier Journalist für Druck- und Werbefachzeitschriften. In dieser Zeit war er dann auch oft an den Wochenenden und in den Semesterferien in Horn-Bad Meinberg mit Block und Kamera bei den unterschiedlichsten Terminen anzutreffen. Als Diplom-Betriebswirt stieg er dann 1993 hauptberuflich in das Unternehmen ein.
Hermännchen kommt zur Welt
Mit dem Detmolder Kurier führte der Verlag mit dem Zeichner die Figur des "Hermännchen" ein, die als Comicfigur durch nunmehr zehn Kinderbüchlein führt.
Und seit dem Jahr 2011 erscheint im Verbund mit dem Seniorennetzwerk Beverungen und dem Seniorensprecher der Stadt Höxter die "Seniorenzeitung Weserbergland". 2022 wird die Verteilung des Detmolder Kuriers wieder aus Horn-Bad Meinberg organisiert, so dass alle fünf Titel des Kurier-Verlages über eigene oder beauftragte Verteiler zugestellt werden. Besonders im Kreis Lippe wächst damit den Zeitungen aus dem Hause Kurier-Verlag eine besondere Aufgabe zu: Als einziger Verlag kann der Kurier-Verlag zurzeit (Stand: 5/2023) über eigene Boten eine Hausverteilung anbieten.
Zeitung zum Blättern
Mit Beginn des Jahres 2014 gibt es den Stadt-Anzeiger wie auch die anderen Zeitungen des Kurier-Verlages als Zeitung zum Blättern im Internet. Der damals 16-jährige Moritz Wächter aus Hiddesen bettete das Angebot in die Homepage www.kurier-verlag.de ein. Ab sofort findet der Leser bereits am Abend des Drucktages (das ist zwei Tage vor dem offiziellen Erscheinungstermin) das Online-Exemplar. „Mit diesem Angebot sind die Anzeigen und Texte des Stadt-Anzeigers an jedem Ort und an jeder Stelle nachlesbar", freut sich Verleger Manfred Hütte. Und gleichzeitig, und das wird die Werbekunden freuen, erhalten die Anzeigen eine noch höhere Aufmerksamkeit. Um die Zeitung lesen zu können, geht man auf die Seite www.kurier-verlag.de, dann unter „E-Paper", und klickt dann auf die gewünschte Ausgabe.
„Guter Journalismus wird gebraucht"
Mit der Entscheidung für eine Online-Zeitung im Internet geht der Kurier-Verlag einen ersten Schritt in Richtung „plattformübergreifendes Publizieren". Zu den Marktveränderungen durch soziale Netzwerke und Internet sagt Manfred Hütte: „Zu den Gewinnern werden diejenigen zählen, die Interesse finden und bündeln.
"Relevanz" ist das Ziel
Der Kurier-Verlag setzt seit fast 50 Jahren konsequent auf seine redaktionellen Tugenden und schafft Inhalte, die woanders so nicht zu finden sind. Heute ist jeder irgendwie Publizist und verbreitet seine Erlebnisse und Meinungen. Da ist es wohltuend und bereichernd, eine Quelle für sauber recherchierte lokale Informationen zu haben". Diese Stärke will Hütte in Zukunft weiter ausbauen und die Inhalte für unterschiedliche Plattformen und Medien nutzen. Dabei setzt er auf eine verstärkte Zusammenarbeit mit Vereinen, Parteien und interessierten Bürgern. „Unsere Zeitungen wirken identitätsstiftend. Sie sindt ein Teil des aktiven Gemeinwesens und fördern das bürgerschaftliche Engagement, die wirtschaftliche Entwicklung und den Austausch der Akteure".
Veränderung als Chance
Veränderung fängt von unten an. Und wer kann besser eine Veränderung begleiten und befördern als eine engagierte Lokalzeitung vor Ort. Unser Verlag sieht sich auf der Seite derjenigen, die unser Gemeinwesen reformieren, lokale Wirtschaftskreisläufe erhalten und Traditionen bewahren und entwickeln wollen. "All business ist local", lautet eine Weisheit, der wir uns anschließen. Damit verbunden ist ein Bekenntnis für den stationären Handel und Dienstleistungen, gegen eine Globalisierung, die die Besonderheiten unserer Region verwischt.